Pressemitteilung
Hausärzteverband fordert strukturelle Reformen statt kurzfristiger Sparmaßnahmen
Berlin, 11. Oktober 2025 – Das von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) angekündigte Sparprogramm zur Stabilisierung der Krankenkassenbeiträge stößt beim Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) auf deutliche Kritik.
Zwar begrüßt der Verband grundsätzlich den Versuch, Beitragserhöhungen kurzfristig zu vermeiden, warnt jedoch davor, die eigentlichen Kostentreiber im Gesundheitswesen weiter unangetastet zu lassen.
„Früher oder später müssen die großen Ausgabenbereiche im System auf den Prüfstand – und das sind nun einmal Krankenhäuser und Arzneimittel“, erklärte die Bundesvorsitzende des HÄV, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, gegenüber der Rheinischen Post. Die angekündigten Einsparungen von rund zwei Milliarden Euro seien lediglich ein „Notprogramm“, das keine nachhaltige Entlastung bringe.
Kurzfristige Entlastung – langfristige Probleme
Gesundheitsministerin Warken hatte am Sonntag im ARD-Bericht aus Berlin ein Sparpaket vorgestellt, das Beitragserhöhungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verhindern soll. Geplant sind Einsparungen von rund zwei Milliarden Euro, davon 1,8 Milliarden Euro im Krankenhausbereich, der Rest soll über Kürzungen bei Verwaltungsausgaben der Krankenkassen und beim Innovationsfonds erreicht werden. Das Bundeskabinett soll den Vorschlag in dieser Woche beraten.
Aus Sicht des Hausärzteverbandes greifen diese Maßnahmen jedoch zu kurz. „Es ist zwar richtig, kurzfristig beitragssatzstabilisierende Maßnahmen einzuleiten“, so Buhlinger-Göpfarth. „Aber wenn sich an der grundlegenden Mittelverteilung nichts ändert, stehen wir in einem Jahr wieder vor dem gleichen Problem.“
Ungleichgewicht zwischen ambulanter und stationärer Versorgung
Besonders kritisch sieht der HÄV die strukturelle Schieflage zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Hausärztinnen und Hausärzte versorgen mit ihren Praxen rund 97 Prozent aller Behandlungsfälle, verursachen dabei jedoch nur etwa 16 Prozent der Leistungsausgaben der GKV. „Für die übrigen drei Prozent der Behandlungen in Krankenhäusern fallen mehr als doppelt so hohe Kosten an“, erklärte Buhlinger-Göpfarth.
Dieses Missverhältnis zeige deutlich, wo Reformbedarf bestehe. „Grundsätzlich ist ausreichend Geld im System vorhanden – es wird nur schlecht verteilt und zu häufig ineffizient eingesetzt“, so die Verbandsvorsitzende.
Forderung nach echten Strukturreformen
Der Hausärzteverband fordert deshalb, die Krankenhauslandschaft langfristig neu auszurichten, Doppelstrukturen abzubauen und die ambulante, wohnortnahe Versorgung zu stärken. Nur durch eine zielgerichtete Umverteilung der Finanzmittel und konsequente Strukturreformen lasse sich das Gesundheitswesen dauerhaft stabilisieren.
„Langfristige Stabilität wird es nur geben, wenn wir uns an die Grundstrukturen wagen“, betonte Buhlinger-Göpfarth. „Dazu gehören eine klare Abgrenzung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, eine stärkere Verlagerung medizinischer Leistungen in den ambulanten Bereich sowie eine echte Stärkung der hausärztlichen Versorgung.